Forschungsstipendium 2014
TU Graz | Marion Starzacher
Entwicklung von Visualisierungsmethodiken zur Sichtbarmachung städtebaulicher Entwicklungen
Desiderat
Mit der Thematik der Transkription historischer Pläne in eine zeitgemäß lesbare Form hat sich bislang in der Forschung keine Profession befasst und in Bezug auf die Arbeitsfelder der Architektur der Zukunft, wo wir ArchitektInnen uns verstärkt mit der Thematik der Verdichtung, dem Bauen in historischen Strukturen auseinandersetzen werden, stellt die Planungsgeschichte eine unverzichtbare Grundlage hinsichtlich nachhaltiger Stadt- und Regionalplanung dar.
Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit ist die Entwicklung einer methodischen Herangehensweise als Grundlage für die Erstellung von graphischen Entstehungsgeschichten von Städten und Regionen, exemplarisch dargestellt am Beispiel der Stadt Graz. Als Plangrundlage dienen die Franziszeischen Kataster des 19. Jh der Stadt Graz und ihrer unmittelbaren Umgebung sowie die zugehörigen Protokolle und schriftlichen Operate.
Arbeitsmethode (Entwicklung der Planungsgeschichte einer Stadt)
Die Methode, mit der städtebauliche Entwicklungschronologien sichtbargemacht werden, ist dreistufig aufgebaut:
Stufe (1) Die Überlagerung mit anschließender Dokumentation
Mittels Überlagerungen verschieden datierter historischer Pläne werden Veränderungen in einem bestimmten Zeitraum in einem definierten Bereich sichtbar gemacht. Überlagern bedeutet das „genaue“ Übereinanderlegen von Plänen unterschiedlicher Entstehungszeit, aber auch das genaue Vergleichen von historischen Plänen und die Aufnahme und Dokumentation der Veränderungen und der Unterschiede zwischen den untersuchten Planständen.
Stufe (2) Analyse der Daten / Erstellung der Zeitlinie
Die Auswertung ergibt eine Zeitlinie der Veränderungen und wird in einen bestimmten, zuvor definierten Kontext, dem der Ebenen, gesetzt und analysiert. Einzelne Ebenen sind beispielsweise Gebäude, Straßen und Wege, Nutzungen wie Wiesen, Felder oder Gärten, wodurch Wachstums- Schrumpfungs- und auch Nutzungsänderungen aufgezeigt werden und in weiterer Folge wichtige Hinweise auf die Entstehung der heutigen Stadt- oder Regionalgestalt liefern können: Historische Schwemmwiesen werden mit heutigen Strukturen überlagert.
Stufe (3) Sichtbarmachen / Belegen, Demonstrieren und Darstellen
„Sichtbar machen“ bedeutet erkennbar und vor allem lesbar machen. Das geschieht in erster Linie durch visuelle Ausarbeitungen, die von verbalen Erklärungen begleitet werden und Legenden. Besonders wichtig ist die Transkription in eine zeitgemäße lesbare Form, vor allem bei älteren historischen Plänen aufgrund alter Schriften und Symbolen. Die visuelle Ausarbeitung ist ebenenbasiert, um eine Vergleichbarkeit mit anderen, ebenfalls nach dieser Methode bearbeiteten, Städten oder Regionen zu gewährleisten.
Ausblick
Aufbauend auf die Ergebnisse dieses Projektes werde ich in meiner Habilitation mit dem Arbeitstitel „Methodiken der Wissensvermittlung und Fachdidaktik in Bezug auf die Rolle der Planungsgeschichte im architektonischen Entwurf” der Frage nachgehen, wie die Fachdidaktik aufgebaut sein muss, um einerseits die Lehrenden in ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen auch genügend Handlungsspielraum für die
Betreuung zur Verfügung steht; andererseits gilt es auch die Rolle der Studierenden zu erforschen, inwieweit diese in ihrer Arbeitsweise durch die Lehrenden geprägt und unterstützt aber auch eingeschränkt werden können.